Eine junge, sehr ausstrahlungsstarke Pianistin aus Serbien war auf Einladung des Kulturkreises Wienhausen zu Gast im dortigen Kloster: Mirjana Rajić. Man durfte gespannt sein, denn Rajić eilt ein guter Ruf voraus.

Schon bei den späten Bagatellen Ludwig van Beethovens horchte man auf. Rajić geht ganz in die Feinheiten der Partitur. Jeder Bogen wird ausgekostet, jeder Akzent wohl dosiert. Rajić lässt sich viel Zeit ohne dass deshalb ihr Spiel auch nur einen Moment schleppend erscheinen würde. Sie versucht erst gar nicht, die wie Fragmente erscheinenden Stücke als in sich geschlossen erscheinen zu lassen sondern belässt sie in ihrer fragenden Offenheit. Nähe zum Streichquartettspätwerk Beethovens wird auf diese Weise umso klarer.

In Debussys erstem Heft der „Images“ war es dann umso staunenswerter und ohrenberauschend zu erleben, wie es Rajić gelang, eine höchst sinnliche Interpretation abzuliefern. Und Prokofjews 8. Klaviersonate geriet Rajić so die Seelenabgründe aufreißend, dass man tief beeindruckt war.

Cellesche Zeitung, 29.01.2008