„Wahnsinn“ entfahrt es einem begeisterten Konzertbesucher im nahezu ausverkauften Bürgerhaus. Damit wäre im Grunde schon alles gesagt über das Debüt der Pianistin Mirjana Rajić.
Die junge Serbin stellte ein Programm vor, das unterschiedlichste pianistische Tugenden verlangt. Sie wurde den Erwartungen wie dem Notentext spielend gerecht.
Mit einem beherzten Zugriff auf Schuberts „Drei Stücke“ entstand ein Wechselspiel aus energisch drängenden und lyrischen Passagen. ..Von Marco Tajcević hatten weite Teile des Publikums zuvor wohl noch nie gehört.
„Meine Aufgabe ist es, dieses Stück weiterleben zu lassen“, setzt sich Mirjana Rajić für die Musik ihres Landsmannes ein. Eine schönere Reverenz konnte die Pianistin sich selbst und ihrer Heimat wohl kaum erweisen.
Flirrende Läufe verwiesen auf einen Komponisten, dessen Musik streckenweise dichter bei Debussy lag, als bei den populären „Ungarischen Tänzen“ von Brahms.
Werke und Interpretation beeindruckten durch folkloristisches Raffinement und eine Mischung aus archaischer Wucht, geheimnisvoll anmutender Sinnlichkeit und tänzerischen Schwung.
Der freien Klangästhetik von Debussys „Images“ begegnete Mirjana Rajić mit beeindruckender Kontrolle und feinstem Gespür für Stimmungen und Farbnuancen.
Beneidenswert, wer diesen Werken auf diese Weise Flügel zu verleihen vermag – ohne den rauschenden Pedalnebel, den minder talentierte Pianisten hier erzeugen.
Mirjana Rajić zauberte mit vielen Zwischentönen und einer hochsensiblen Artikulation. Das Altensteiger Publikum dankte es mit atemloser Aufmerksamkeit.
Technisches Virtuosentum und ein Wechselbad der Gefühle und der Ausdrucksformen packten die Hörer. Enthusiastischer Beifall und eine Zugabe: erst nach de Fallas fulminantem, atemberaubendem „Feuertanz“ ließ das Publikum die Pianistin gehen.
Schwarzwälder Bote, 28.01.2009