„Ob Ludwig van Beethoven, ob Franz Liszt, ob Sergej Prokofjew – die aus Belgrad stammende Pianistin Mirjana Rajić gestaltet bei aller Verschiedenartigkeit der musikalischen Vorlagen und Handschriften die drei Komponisten in ihrem Alumni-Konzert mit großartiger Schönheit…Den Beethoven gestaltet sie mit der gebotenen Raffinesse, rückt nie die Virtuosität in den Vordergrund, sondern unterstreicht die tiefe Emotionalität dieser ziemlich zupackenden Stücke. Bei Liszt erlaubt sie sich ein instrumentales Verschmelzen und perlt die Wellen Venedigs ins Publikum, charakterisiert eine Gondelfahrt, die schließlich in einer wahnwitzigen Tarantella mündet. Von virtuoser Angestrengtheit ist da nichts zu spüren, statt dessen breitet sich ein wissender Gestaltungswille aus.

Der ist auch nach der Pause in Prokofjews während des Zweiten Weltkriegs entstandener Sonate Nr. 8 zu hören. Was für ein Wechsel aus brandender Virtuosität und kluger Zurückhaltung selbst in den knallhartesten und düstersten Passagen! Geradezu umwerfend das scheinbar unangestrengt vorgetragene Finale. Eine Sanftspielerin mit ausdrücklicher Stärke.

Wer danach noch eine Zugabe liefert, muss die Liebe wahrlich leben. In diesem Fall ist es die Liebe Mirjana Rajićs zu ihrem Landsmann Marko Tajcević, von dem die nun heftig gefeierte Künstlerin noch einen Balkantanz draufgab. Ein Konzert, das nicht so rasch zu vergessen sein wird und die Wartezeit bis zur CD mit Ungeduld füllt.“

Michael Ernst, Musik in Dresden, 02.12. 2011